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Berliner Schulessen-Chaos nach den Sommerferien

In Berlin herrscht seit dem Ende der Sommerferien ein großes Chaos bei der Essensversorgung an vielen Grundschulen. Der neue Schulcaterer „40Seconds“, der ursprünglich für die Belieferung von rund 50.000 Schülern zuständig ist, hat offensichtlich massive Schwierigkeiten, diese Aufgabe zu bewältigen. Zahlreiche Schüler stehen hungrig da – das Schulessen fehlt entweder vollständig, kommt verspätet oder ist ungenießbar. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Krise, die Reaktionen von Eltern und Schulen sowie die Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Situation zu verbessern.

Fehlende und mangelhafte Essenslieferungen an Berliner Schulen

Seit dem ersten Schultag nach den Sommerferien erreichen den Berliner Kurier immer mehr Beschwerden von Eltern und Schulen über gravierende Mängel bei der Essensversorgung. In Mahlsdorf berichtete eine Mutter, dass ihre Kinder seit Montag ohne Mittagessen auskommen mussten. An anderen Schulen wird zwar Essen geliefert, jedoch in zu geringer Menge oder von schlechter Qualität. So schilderte ein Mitarbeiter des Horts in Mahlsdorf in einem Protokoll, dass das gelieferte Essen stark roch und teils verdorben war. „Der Broccoli roch, und der Lachs war schlecht“, heißt es im Bericht. Auch war das Essen kalt, obwohl die vorgeschriebene Mindesttemperatur 69 Grad betragen muss. Die betroffenen Schüler gingen hungrig nach Hause.

Ausmaß der Probleme in verschiedenen Bezirken

Die Versorgungsprobleme betreffen nicht nur Mahlsdorf, sondern viele Schulen in verschiedenen Berliner Bezirken. Stephan Witzke, der Vorsitzende des Verbands Berliner Grundschulleitungen, erklärte dem „Tagesspiegel“, dass auch an seiner Schule in Neukölln Schüler ohne Essen geblieben seien. Besonders tragisch sei dies, da einige der betroffenen Kinder zu Hause nicht regelmäßig mit Mahlzeiten versorgt würden. Mindestens sechs Schulen in seinem Bezirk hätten ähnliche Schwierigkeiten mit dem Caterer „40Seconds“. In Lichtenberg berichtete Schulstadträtin Sandy Mattes (SPD) von Problemen an vier Schulen. Sie äußerte sich gegenüber dem „Tagesspiegel“ deutlich: „Das geht gar nicht, das können wir nicht hinnehmen.“

Auch in anderen Bezirken, wie Reinickendorf und Spandau, häuften sich die Beschwerden. Das Bezirksamt Reinickendorf teilte mit, dass sechs von neun durch „40Seconds“ belieferten Schulen Beschwerden über die Qualität und Zuverlässigkeit der Essenslieferungen eingereicht hätten. Eine Sprecherin des Bezirks Pankow erklärte, dass Rechnungen für nicht erfolgte Lieferungen nicht bezahlt würden und eine Kündigung des Vertrags bereits in Erwägung gezogen werde.

Überforderung des Caterers „40Seconds“

Die Ursache für das Schulessen-Chaos liegt offenbar in der Überforderung des Caterers „40Seconds“. Das Unternehmen, das vorher lediglich etwa 5.000 Essen pro Tag geliefert hatte, erhielt den Auftrag, nach den Sommerferien rund 50.000 Schüler in Berlin zu beliefern. Experten hatten bereits im Vorfeld Zweifel daran geäußert, ob das Unternehmen diese enorme Steigerung bewältigen könne. Nun zeigt sich: „40Seconds“ ist nicht in der Lage, die Essensversorgung in dem benötigten Umfang sicherzustellen.

Das Unternehmen selbst hat sich bisher nur spärlich zu den Vorwürfen geäußert. Schulen, die verdorbenes Essen meldeten, erhielten teilweise nur die knappe Antwort: „Dann teilen Sie es nicht aus.“ Diese lapidaren Reaktionen tragen nicht gerade zur Lösung des Problems bei, sondern verschärfen die Frustration bei Eltern, Lehrern und Schulpersonal.

Maßnahmen und Reaktionen der Schulbehörden

Angesichts der massiven Probleme sehen sich die Schulbehörden gezwungen, alternative Lösungen zu finden. Das Schulamt in Marzahn-Hellersdorf hat bereits Schreiben an die betroffenen Schulen verschickt, in denen sie aufgefordert werden, notfalls selbstständig Essen zu bestellen – auf Kosten des Caterers. In Neukölln erwägt ein Schulleiter sogar, Pizza zu bestellen, um die Kinder nicht weiter hungern zu lassen.

Das Schulamt hat außerdem angekündigt, „40Seconds“ für die mangelhafte Leistung zur Verantwortung zu ziehen. In einem Schreiben heißt es: „Schlecht- und Nichtleistung werden der Firma 40Seconds in Rechnung gestellt.“ Das Vorgehen sei bereits mit dem Geschäftsführer des Caterers abgestimmt worden.

Ein Desaster mit Folgen

Das Schulessen-Chaos in Berlin ist ein Lehrstück dafür, wie ein überhasteter Auftrag an ein offensichtlich überfordertes Unternehmen zu erheblichen Problemen führen kann. Tausende Schüler, darunter viele aus sozial schwachen Familien, sind von den Ausfällen betroffen und müssen teils hungrig den Schultag verbringen. Die Reaktionen der betroffenen Schulen und Bezirksämter zeigen, dass schnelle Lösungen gefragt sind, um den katastrophalen Zustand zu beheben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt und ob der Vertrag mit „40Seconds“ tatsächlich gekündigt wird.