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Steigende Energiepreise: Unternehmen denken an Abwanderung

Die hohen Energiepreise in Deutschland belasten zunehmend den Industrie-Standort. Wirtschaftsverbände, darunter die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), warnen vor den Konsequenzen. Eine groß angelegte Umfrage zeigt, dass immer mehr Unternehmen eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland in Betracht ziehen.

De-Industrialisierung in Deutschland auf dem Vormarsch

Laut der DIHK erwägen so viele Industriefirmen wie nie zuvor, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Besonders betroffen sind größere Unternehmen: Mehr als jeder zweite Betrieb mit mindestens 500 Beschäftigten denkt an eine Abwanderung. Der Hauptgrund sind die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise. Die USA, China und Frankreich sind die bevorzugten Alternativen für Investitionen.

„Die Uhr tickt,“ warnt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Dercks spricht von einem deutlichen Alarmzeichen und betont, dass die De-Industrialisierung schrittweise voranschreitet. In der Umfrage gaben 37 Prozent der befragten 3300 Unternehmen an, Produktionseinschränkungen oder eine Abwanderung ins Ausland in Betracht zu ziehen. Dies stellt einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren dar: 2023 waren es 31 Prozent, 2022 sogar nur 16 Prozent.

Hohe Energiepreise als Produktionshemmnis

Dercks hebt hervor, dass die Energiepreise in Deutschland höher sind als in vielen anderen Ländern. Dies stelle ein erhebliches Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dar. Besonders der steigende CO2-Preis in Deutschland führe zu weiteren Kostensteigerungen, während die Energiepreise in den USA stabiler bleiben.

„Die Betriebe erkennen weiterhin deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit,“ so Dercks. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 waren die Energiekosten zeitweise stark gestiegen. Obwohl die Preise inzwischen wieder gesunken sind, bleiben sie im Vergleich zu anderen Staaten hoch. Die Bundesregierung treibt den Umbau hin zu grünen Energien voran, was jedoch mit erheblicher Bürokratie und Einschränkungen der Ressourcenverfügbarkeit verbunden ist.

Kritische Bewertung der Energiewende

In der DIHK-Umfrage wurden Unternehmen gebeten, die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit zu bewerten. Das Ergebnis fiel negativ aus: Auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 Punkten wurde die Lage mit minus 20 bewertet. Dies ist der zweitschlechteste Wert seit Beginn der Erhebung 2012, nur 2023 war die Bewertung mit minus 27 Punkten noch schlechter.

„Während in den Jahren vor 2023 viele Unternehmen auch Chancen in der Energiewende für den eigenen Betrieb sahen, überwiegen zuletzt aus ihrer Sicht deutlich die Risiken,“ erklärt Dercks. Die Eigenversorgung über Direktlieferverträge für Windenergie und der Zugang zu Wasserstoff gewinnen an Bedeutung.

Forderungen nach politischer Unterstützung

Der DIHK fordert von der Politik klare Perspektiven für eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung. „Die Politik hat es bisher nicht geschafft, den Unternehmen eine solche Perspektive aufzuzeigen,“ kritisiert Dercks. Hohe Energiepreise seien zunehmend ein Hindernis für Produktion und Investitionen.

Die zunehmenden Pläne zur Produktionseinschränkung und -verlagerung zeigten, dass die energiepolitischen Standortbedingungen für Unternehmen in Deutschland ein klarer Wettbewerbsnachteil seien, betont die DIHK. Dies gelte besonders für Industriebetriebe mit hohen Stromkosten und große Unternehmen im Maschinenbau und bei der Produktion von Industriegütern.

Dercks stellt fest, dass die Strompreise deutlich höher sind als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und auch die Gaspreise höher sind als beispielsweise in den USA. Noch entscheidender sei jedoch der Blick nach vorn: Es fehle eine klare Perspektive und ein Konzept, das Vertrauen und Zuversicht schaffe, um Investitionen zu fördern. Bei den Unternehmen komme der Eindruck an: mehr Bürokratie, mehr Berichtspflichten und komplizierte Genehmigungsverfahren.

Die deutschen Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen durch hohe Energiepreise und bürokratische Hürden. Viele erwägen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, was die De-Industrialisierung vorantreibt. Um dem entgegenzuwirken, fordert die DIHK von der Politik klare und verlässliche Rahmenbedingungen, die Vertrauen und Investitionsbereitschaft fördern. Ohne eine solche Perspektive droht Deutschland, als Industriestandort weiter an Attraktivität zu verlieren.